Herpesvirusinfektion

 

Impfen für das Pferdewohl

 

Besonders im Winter nehmen die Herpesfälle beim Pferd zu. Das Equine Herpesvirus 1 ist hoch ansteckend. Bricht die Infektion mit dem Virus aus, kann es zu Aborten, Atemwegserkrankungen oder zum Tod erkrankter Tiere führen. Bestandsimpfungen helfen, das Infektionsrisiko zu senken.

 

Symptome
Das Virus ruft meist eine fiebrige Erkrankung der oberen Atemwege hervor. In selteneren Fällen kann es auch zu neurologischen Verlaufsformen sowie bei Zuchtstuten zu Aborten oder zur Geburt lebensschwacher Fohlen kommen. Vor allem die neurologische Form ist gefürchtet.

Die Pferde zeigen Bewegungsstörungen und Lähmungen, die häufig an der Hinterhand beginnen. Auch Harn- und Kotabsatzprobleme sind typisch. Die Symptome können sich schnell bis zum Festliegen verschlechtern, so dass die Pferde häufig dann durch den Tierarzt erlöst werden müssen.

 

Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Ausbrüchen mit dem Equinen Herpesvirus, auch mit schweren Krankheitsverläufen. Nach einem internationalen Turnier in Valencia waren im Frühjahr 2021 insgesamt 18 Pferde an den Folgen einer Infektion mit dem Equinen Herpesvirus 1 (EHV-1) verstorben – darunter auch fünf deutsche. Vor diesem Hintergrund haben verschiedene Sport- und Zuchtverbände sowie die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die verpflichtende Impfung für Turnierpferde beschlossen.

 

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt die EHV-Impfung bereits seit vielen Jahren ebenso wie die Impfungen gegen Tetanus und Influenza als Core-Vakzinierung. Das heißt jedes Pferd sollte zu jeder Zeit gegen diese Erkrankung geschützt sein.

 

Erfolg mit der Bestandsimpfung

Ziel der Impfpflicht ist es, die Menge zirkulierender Herpesviren durch infizierte Pferde spürbar zu reduzieren. Denn geimpfte Tiere scheiden weniger Viren aus. Wichtig für den Erfolg der Impfung ist, dass möglichst alle Tiere eines Bestandes geimpft werden. Nur einzelne Tiere eines Bestands zu impfen, führt nicht zum angestrebten Impferfolg. Nur durch eine breite Impfabdeckung lassen sich Infektionsketten unterbrechen und das Krankheitsübertragungsrisiko minimieren.

Ein einmal mit Herpesviren infiziertes Pferd bleibt lebenslang Virusträger. Besonders unter Stress, verursacht etwa durch Stallwechsel, Turnierstarts oder Erkrankungen, kann es zu einer Reaktivierung des Virus im Pferdekörper kommen. Massiv ausgeschiedene Erreger stellen eine Infektionsquelle für andere Pferde dar.


Analog zur bereits seit Jahren verpflichtenden Influenza-Impfung sind nach erfolgter Grundimmunisierung gegen EHV-1 dann halbjährliche Auffrischungsimpfungen zur Aufrechterhaltung eines ausreichenden Impfschutzes erforderlich.


Wichtig für den Erfolg der Impfung ist, dass alle Tiere eines Bestandes geimpft werden.

 

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT)

Herpes-Impfpflicht für Turnierpferde ab dem 01.01.2023

Der Beirat Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung hat zum 01.01.2023 eine Herpes-Impfpflicht für Turnierpferde beschlossen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter

https://www.pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/impfung

Stammzelltherapie

 

Der Einsatz von Stammzellen bei der Behandlung bestimmter Lahmheiten des Pferdes eröffnet die Möglichkeit, zusätzlich zu den bisherigen entzündungshemmenden und schmerzlindernden Therapiemöglichkeiten potente Zellen direkt an den Ort des verletzten Gewebes zu injizieren und die Heilung somit gezielt zu fördern.

 Stammzellen sind Zellen, die noch nicht auf ihre spätere Funktion im Körper festgelegt sind. Sie können sich unendlich teilen und die unterschiedlichen Gewebe bilden, aus denen der Körper aufgebaut ist.

Die Spezialisierung zu einer bestimmten Gewebeart nennt man Differenzierung. Stammzellen sind von großem therapeutischem Interesse, da sie die Fähigkeit besitzen, die Regeneration, also die Wiederherstellung der Gewebsfunktion, gezielt zu fördern. Daher wird die Stammzelltherapie auch als „regenerative Behandlung“ bezeichnet.
 
Stammzellen können aus verschiedenen Geweben (z.B. Knochenmark, Blut, Fett, Nabelschnur) entnommen werden. Zur Stammzelltherapie verwenden wir ein innovatives und neues Medikament. 

Die hierbei eingesetzten Stammzellen werden aus dem Blut gesunder, ausgewählter Spenderpferde gewonnen. Danach werden sie im Speziallabor unter standardisierten Bedingungen vermehrt, die Qualität wird überprüft und sie werden „chondrogen induziert“, also so beeinflusst, dass sie nach der Injektion ins Gelenk mit den Knorpelzellen interagieren.
Das bietet eine Reihe von Vorteilen:
 Durch die Auswahl gesunder, junger und unter besten Bedingungen gehaltener Spenderpferde werden nur Stammzellen der höchsten Qualität für das eingesetzte Präparat verwendet.
⦁    Das Spenderpferd erlebt nur einen „Piks“ wie bei einer üblichen Blutentnahme, muss also weder sediert werden noch eine schmerzhafte Prozedur über sich ergehen lassen. Es wird nur eine sehr kleine Menge Blut entnommen.

 
⦁    Es handelt sich um ein vielfach erprobtes, von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA in der gesamten EU für Pferde zugelassenes verschreibungspflichtiges Arzneimittel, welches 2019 als weltweit erstes Stammzell-Präparat zugelassen wurde und unterliegt somit strengen Qualitätsprüfungen.  

 

⦁    Durch die Vordifferenzierung der Stammzellen wird eine größere Sicherheit erzielt, dass sie an den Knorpelzellen anheften und ihre Wirkung entfalten. Dadurch erhöht sich der Erfolg der Therapie.
 

Das Tierarzneimittel steht für die Stammzelltherapie zur unmittelbaren Verfügung. Es muss also nicht mehr wie bei bisherigen Therapien zeitaufwendig aus Zellen, die von dem verletzten Pferd invasiv entnommen und hergestellt werden.


Gemäß den Zulassungsunterlagen sorgt das Arzneimittel, das wir in unserer Praxis einsetzen, für die „Reduzierung von gering- bis mittelgradiger wiederkehrender Lahmheit, die mit einer nicht-septischen Gelenkentzündung bei Pferden assoziiert ist“. Die Anwendung des Produktes ist also bei solchen Lahmheiten möglich, die durch entzündliche Prozesse in einem Gelenkentstanden sind.
Studien zeigen, dass 60% aller Lahmheitsfälle bei Pferden mit Osteoarthritis (OA) zusammenhängen. Die Osteoarthritis ist eine degenerative (also durch Verschleiß bedingte) Gelenkerkrankung. Sie entsteht vor allem durch Überbelastung und zeichnet sich durch eine fortschreitende Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur aus. OA beginnt häufig mit einer Entzündung der Gelenkkapsel. Dadurch gelangen Entzündungszellen, Botenstoffe, Enzyme und freie Radikale in die Gelenkflüssigkeit und greifen die Knorpelsubstanz an. Knorpelzellen, die für die Produktion der Knorpelmatrix zuständig sind, werden zerstört. Es kommt zu Läsionen (Schädigungen) und Degeneration des Gelenkknorpels. Diese schmerzhafte Funktionseinschränkung führt dazu, dass das Pferd lahmt.
Sportpferde wie auch Freizeitpferde sind Athleten. Sowohl beim Spring- oder Westernreiten, bei der Dressur oder bei der Vielseitigkeit kommt es immer wieder zu hohen punktuellen Beanspruchungen der Gelenke. Aber auch ernährungsbedingt oder durch altersbedingten Verschleiß können fortschreitende Veränderungen der Knorpel- und Knochenstrukturen auftreten.

 

Die Therapieansätze der Osteoarthritis verfolgen drei Ziele, um die Wiederherstellung der normalen Bewegungsvorgänge im Gelenk zu erreichen:
⦁    Unterbrechung der Entzündungskaskade und Linderung der Schmerzen
⦁    Stoffwechselvorgänge im Gelenk normalisieren
⦁    Reparatur des beschädigten Knorpels

Therapieablauf
Zunächst wird das Pferd auf die unter sterilen Bedingungen vorzunehmende Injektion vorbereitet. Da das Medikament, das wir einsetzen, ultratiefgekühlt in unsere Pferdepraxis geliefert wird, tauen wir es unmittelbar vor der Injektion auf und bereiten die Injektionslösung nach Herstellerangaben zu. Die Stammzellen sind dann in Pferdeplasma gelöst.

 

Vorgänge im Gelenk nach Stammzellinjektion
Nach der Injektion schütten die Stammzellen im Gelenk immunmodulatorische Faktoren aus, die mit den Entzündungszellen reagieren. Dadurch wird die sogenannte „Entzündungskaskade“ unterbrochen. Die chondrogen induzierten Stammzellen hemmen die Reifung schädlicher Zellen und deren entzündungsfördernde Aktivität sowie die Vermehrung von Lymphozyten und anderen Immunzellen. Die Stammzellen bilden eine gleichmäßige Schicht auf der gesamten Oberfläche des Gelenkknorpels. Sie schütten Wachstumsfaktoren und Botenstoffe aus, um mit den Knorpelzellen zu kommunizieren. Dadurch wird das Absterben der Knorpelzellen gestoppt und ihre Funktion unterstützt. Die Bildung der extrazellulären Knorpelmatrix wird gefördert.

 

                                          West-Nil-Virus Pferd

Die ständige Impfkommission hat eine Empfehlung zur Impfung gegen das West-Nil Virus veröffentlicht.

 

 

Stellungnahme zur Immunisierung von Pferden gegen das West-Nil-Virus